Über
Robert Kraft

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siehe dazu auch:
»»» EINE KURZE LEBENSBESCHREIBUNG, VON IHM SELBST VERFASST.

Für jeden Kraft-Freund unverzichtbar ist:

WALTER HENLE / PETER RICHTER: UNTER DEN AUGEN DER SPHINX. LEBEN UND WERK ROBERT KRAFTS ZWISCHEN FIKTION UND WIRKLICHKEIT.- LEIPZIG & WIEN: EDITION BRAATZ & MAYRHOFER. 2005.

Am
03.10.1869 wurde er in Leipzig geboren. Sein Vater war Weinhändler. Seine Eltern wurden früh geschieden und er wuchs sehr einsam auf. Er besuchte das Gymnasium.
1883 versuchte er zum ersten Mal auszureißen, wurde aber schnell wieder aufgegriffen. Nach seinem zweiten Fluchtversuch, der ebenfalls scheiterte, wurde er von seinem Vater
1885 gezwungen, eine Schlosserlehre zu beginnen.
1887 begann er auf der Technischen Staatslehranstalt in Chemnitz zu studieren.
1889 machte er seinen dritten Versuch, dem verhaßten Elternhaus zu entfliehen und diesmal gelang es. Er kam von Hamburg aus zunächst nach London und dann, wenn man seinen eigenen Angaben folgen will, nach New York, von da nach Grönland, wo das Schiff unterging und er knapp gerettet wurde. Seine weiteren Stationen waren dann Kanada, San Fransisko, Samoa, Australien, Kalkutta, Bombay, Afrika, Golf von Aden, Suez-Kanal. Im Juli
1890 war er in Suez. Er bekam Heuer auf einem englischen Dampfer, der von Bombay kommend, nach Dschidda fuhr, um dort Mekka-Pilger aufzunehmen. An Bord brach die Cholera aus, das Schiff lag zwei Monate vor Suez unter Quarantäne und kam im Oktober
1890 in Konstantinopel an. Kraft hatte sich am Ende auch angesteckt und kam in Konstantinopel in ein deutsches Krankenhaus. Das deutsche Konsulat erfuhr von ihm und beorderte ihn zur Ableistung seines Wehrdienstes nach Wilhelmshaven. Den größten Teil seiner dreijährigen Dienstzeit verbrachte er in einem Lager für ausgemusterte Bücher aus den Schiffsbibliotheken und hatte Zeit, zu lesen.
1894 machte er einen neuen Versuch, seine Träume wahr werden zu lassen und ging nach der Oase Fayum am Birket el Kerun am Rande der lybischen Wüste, um ein eisames Leben als Wüstenjäger zu führen. Aber nach einem halben Jahr hielt er es nicht mehr aus. Er sah nun endgültig ein, daß seine Vorstellungen vom Leben in der Realität nicht zu verwirklichen waren, daß er nur in einer Traumwelt überleben konnte. Er beschloß Schriftsteller zu werden, ging nach Leipzig, um sich mit seinem Vater auszusöhnen und, als dies scheiterte, nach London, wo er zu schreiben begann.
1895 heiratete er die Weinhändlerstochter Johanna Rehbein. Noch in London wurde seine erste Tochter geboren. Nachdem er Arbeiten bei Zeitschriften untergebracht hatte und beim Verlag Münchmeyer angenommen wurde, kam er
1896 nach Leipzig zurück. Jetzt gelang auch die Verständigung mit seinem Vater.
1899 wurde die zweite Tochter geboren. Er versuchte unaufhörlich, von der Kolportage-Schreiberei loszukommen und ging
1900 nach London, um neu anzufangen.
1901 Wieder versuchte er der Realität zu entkommen, ließ seine Familie zurück und kam bis an die französische Riviera, kehrte aber bald zurück. Nachdem er seinen Vater beerbt hatte, zog er mit seiner Familie
1902 nach Monte Carlo, kehrte
1903 nach London zurück, übersiedelte
1904 nach Deutschland, zuerst nach Klein-Zschachwitz bei Dresden, dann
1905 nach Berlin-Friedrichshagen, dann nach Bad Schandau, dann
1910 nach Dresden,
1913 wieder nach Klein-Zschachwitz und endlich
1915 nach Hamburg. Am
10.05.1916 starb er bei einem Erholungsaufenthalt in Haffkrug überraschend an einem Magenleiden.

    "[...] Dauernder Produktionszwang und stetige Unsicherheit, dabei die gescheiterten Versuche, aus dem Mahlwerk der Kolportage herauszukommen, zerstörten Kraft körperlich und seelisch. Seine letzten Romane sind nicht einmal mehr ein blasser Abglanz einiger guter Kolportageromane in seinen ersten fünfzehn Schaffensjahren, die es wert sind, wiederentdeckt zu werden. Kraft ist das Musterbeispiel für einen Schriftsteller, der versuchte, gute Kolportage zu schreiben, aber durch den Kolportagebetrieb und den Produktionsdruck immer wieder daran gehindert wurde. [...]"

Bernd Steinbrink:
Abenteuerliterartur des 19.Jahrhunderts in Deutschland. Studien zu einer vernachlässigten Gattung.- Tübingen: Max Niemeyer Verlag. 1983.


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